„Ein komplexes Thema. Uber
Kabellängen kann man nur im
Zusammenhang mit den ver-
wendeten Geräten und ihren
Eingangs- und Ausgangsimpe-
danzen diskutieren."
Volker Kühn, Audioplan-Gründer
eröffnen
die
Möglichkeit des
„Entweder oder“ , die sich bei ei-
nem System mit Vollverstärker
oder Receiver ja nur bedingt an-
bietet. W ir wollen die Sache zu-
nächst
theoretisch
angehen.
Dass es bei einer langen Verbin-
dung zwischen Elektronikkom-
ponenten, also etwa zwischen
CD-Player und Vorstufe oder
Vor- und Endstufe, noch vor der
Qualität des Kabels auf einen
möglichst niedrigen Ausgangs-
widerstand
des
Quellgerätes
und eine gute Anpassung an das
gespeiste
Gerät
ankommt,
wussten w ir schon
mehrfach zu berich-
ten.
Bei schlechter An-
passung kommt es
nämlich schlicht zur
Dämpfung
hoher
Frequenzen.
Einen ähnlich kriti-
schen W ert könnte
man nun beim Laut-
sprecherkabel
in
Form
des
wirksa-
men Dämpfungsfaktors vermu-
ten, der mit zunehmender Strip-
penlänge nachlässt und somit
dem Verstärker die Kontrolle
des Wandlers erschwert.
In der Tat ist die Last des Laut-
sprechers für einen Verstärker
umso problematischer, je länger
das Kabel ist. Denn schon die
Belastungen
durch
ständig
wechselnde
Gegenkräfte,
die
der
bewegte
Lautsprecher
(theoretisch schon ohne Kabel)
in Richtung Verstärker erzeugt,
sind nicht zu unterschätzen. Das
Kabel stellt nun eine zusätzliche
Mischung aus ohmscher, indukti-
ver und kapazitiver Last dar.
Zudem lässt sich eine angeleg-
te Spannung - wie zwischen
Komponenten —
relativ
pro-
blemlos annähernd verlustfrei
übertragen, während bei Laut-
sprecherkabeln
auch
Strom-
stärke) transportiert werden
muss,
die
bekanntlich
durch
elektrischen
Widerstand
ab-
nimmt. Das heißt im Klartext: Es
kommt zu Verlusten.
Deutlich im Vorteil ist dieses
Lautsprecherkabel dagegen bei
elektrischen Einstreuungen, auf
die es naturgemäß gelassener
reagiert als
das
empfindliche
Kleinsignal im Cinchleiter. Des-
halb wird bei Letzterem auch ein
ungleich höherer Abschirmungs-
aufwand betrieben.
Ubertreiben sollte
man die Länge folg-
lich weder beim NF-
noch beim LS-Kabel,
soviel ist klar, denn
überflüssige
Länge
ist immer von Nach-
teil,
messtechnisch
sowieso, aber letzt-
lich auch klanglich.
Nicht umsonst ist
eine möglichst kur-
ze Signalführung auch innerhalb
von Geräten und Lautsprechern
ein Dogma der Entwickler. Die-
ses gilt übrigens an allen Stellen
in der Kette, ausdrücklich auch
für die Netzkabel! Die Hörtests
im STEREO-Hörraum sowie bei
einigen Re-dakteuren zu Hause
fielen entsprechend
den Vor-
überlegungen auch keineswegs
eindeutig aus.
Schon die entgegengesetzten
Aussagen der befragten Kabel-
spezialisten hätten uns zu den-
ken
geben
müssen. Andreas
Zandstra
von
In-Akustik
(Black&White, Monitor) war wie
Michael Mudra (Silvercom) der
Meinung,dass man das NF-Kabel
- insbesondere
in
symmetri-
scher Ausführung - getrost et-
was länger wählen könne, das
Lautsprecherkabel dagegen so
kurz wie möglich anbinden soll-
te.
Manfred Oehlbach empfiehlt
dagegen eher kurze NF- und lan-
ge LS-Leitungen, betont aber,
dass Oehlbach auch für alle Fälle,
in denen man sich anders ent-
scheiden muss, geeignete Kabel-
lösungen bereithält.
Volker Kühn schließlich, bran-
chenbekannt für einige der über-
zeugendsten
Musik-Vorführun-
gen überhaupt, will stets die kri-
tischen Größen der verwende-
ten Geräte berücksichtigt wis-
sen.
Röhrengeräte etwa, so Kühn,
reagierten
erheblich
empfind-
licher auf lange NF-Kabel als ihre
Transistorkollegen. Bei etwa vier
Metern sieht er hier die Grenze
erreicht. Auch andere Aspekte
wie Mikrofonie oder HF-Ein-
streuung
müssten
Beachtung
finden.
Geht man davon aus, dass sich
das neutralste Kabel theoretisch
überhaupt
nicht
bemerkbar
macht und überträgt dieses Pos-
tulat auf den Hörtest, so konnte
STEREO folgendes feststellen:
In vielen Fällen wirkten sich
längere Lautsprecherstrippen im
Vergleich „störender" aus als ei-
ne proportional vergleichbare
Verlängerung des Kleinsignalka-
bels zwischen den Komponen-
ten. Hierbei ist natürlich eine
vernünftige Anpassung der Ein-
und
Ausgangswerte
zwischen
den
Geräten
vorauszusetzen.
Diese ist bei den meisten hoch-
wertigen
Komponenten gege-
ben, weshalb STEREO selbst die-
se meist über längere und zudem
möglichst
symmetrische
Elektronik-Kabel ansteuert. Ein
T+A CD 3000 R mit 10 Ohm
Ausgangswiderstand
ist
bei-
spielsweise in der Lage, auch
sehr lange Kabel vollkommen
unbeeindruckt
zu
verkraften.
Dasselbe gilt für niederohmige
Vorstufen. Mit Ausgangswider-
ständen
im
Kiloohm-Bereich
sieht das schon ganz anders aus.
In solchen Fällen ist es nämlich
umgekehrt, und man sollte eher
die Lautsprecherkabel „verlän-
gern“ . Der Effekt einer falschen
Entscheidung ist übrigens ähn-
lich: Man verliert klar an Details,
Frische und Dynamik, vor allem,
aber nicht nur im sehr empfind-
lichen Hochtonbereich.
Wenn es gar nicht anders geht,
würde STEREO im
Intercon-
nect-Bereich etwa bei den auch
im Car HiFi-Sektor erfolgreich
zum Einsatz kommenden Fünf-
Meter-Distanzen die Obergren-
ze ziehen. Wenn man auch mit
weniger auskommt - umso bes-
ser.
Bei den Lautsprecherkabeln ist
die zulässige Maximallänge vom
Querschnitt abhängig, denn vor
allem dieser bestimmt den elek-
trischen Widerstand. Zwanzig
Meter Klingeldraht mögen - der
Name lässt es schon treffsicher
vermuten - zwar den Klingel-
knopf der Haustür adäquat mit
der entsprechenden Glocke ver-
binden, für HiFi-Zwecke ist eine
solch dünne Strippe aber gänz-
lich ungeeignet. Unter 2 bis 2,5
Quadratmillimetern sollte man
bei
Lautsprecherverbindungen
gar nicht erst anfangen, bei ho-
hen
Leistungen
und
längeren
Distanzen sind eher vier und
mehr Quadratmillimeter ange-
sagt. Wenn Sie also vor der Wahl
stehen, halten Sie alle Verbindun-
gen so kurz wie möglich und
probieren Sie es - wie w ir - aus.
Tom Frantzen
„Sehr interessante Fragen. Ge-
nerell empfehlen wir kürzere
NF-Leitungen, da bei längeren
NF-Kabeln eine hörbarere
Klangveränderung als bei länge-
ren LS-Leitungen stattfindet."
M anfred Oehlbach, Oehlbach-Kabel
In STEREOs
Referenzkette
favorisieren wir
lange symmetri-
sche Kabel und
halten die LS-
Verbindungen
eher kurz
HIFI-TUNING STEREO 193